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Aus Historisches Lexikon Bayerns
Politischer Aschermittwoch
Barbara Wasner
Seit Jahrzehnten ist der Aschermittwoch nicht mehr nur religiös konnotiert, auch nicht - oder eben gerade nicht - in Bayern. Als politischer Aschermittwoch zieht er alljährlich die Aufmerksamkeit der interessierten Öffentlichkeit auf sich. Die Tradition einer politischen Kundgebung am Aschermittwoch geht auf eine Versammlung des Bayerischen Bauernbundes im Jahr 1919 zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Versammlungen geprägt von Rededuellen zwischen Spitzenpolitikern von Bayernpartei und CSU. Nach dem Abrutschen der Bayernpartei in die politische Bedeutungslosigkeit wandelte sich der politische Aschermittwoch mehr und mehr zu einem Schlagabtausch zwischen CSU und Oppositionsparteien über bayerische, bundes- und europapolitische Themen. Untrennbar verbunden ist die Veranstaltung mit der niederbayerischen Stadt Vilshofen, wo nicht nur der Bayerische Bauernbund die erste Veranstaltung dieser Art abgehalten, sondern sich auch lange Jahre die Hauptakteure Wortgefechte geliefert hatten. Seit einigen Jahren hat die in Niederbayern verwurzelte Veranstaltung auch eine bundesweite Ausstrahlung erfahren und wird nicht nur bundesweit genau beobachtet, sondern auch außerhalb Bayerns abgehalten. Weiterlesen
Deutsche Gemeinschaft (DG)
Uwe Kranenpohl
Die Deutsche Gemeinschaft war eine 1949 in München gegründete rechtsnationalistische und national-neutralistische Partei, die von 1950 bis 1954 im Bayerischen Landtag vertreten war. Danach verlor sie rapide an politischer Bedeutung und ging 1965 in der neugegründeten Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher auf. Personeller Kristallisationspunkt der DG war der gebürtige Nürnberger August Haußleiter (1905-1989). Weiterlesen
Säben, Bischofssitz
Irmtraut Heitmeier
Der spätantik-frühmittelalterliche Bischofssitz Säben im Südtiroler Eisacktal war mindestens seit der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts eng mit dem bayerischen Herzogtum verbunden und gehörte zur Kirchenprovinz Salzburg. Aufgrund einer sehr lückenhaften und späten Überlieferung sind die Anfänge des Bistums im 6. Jahrhundert wie auch dessen Frühgeschichte nur schwer zu erhellen. Im Ringen um die Kontrolle der Brennerroute zwischen Franken, Bayern und Langobarden konnte sich das Bistum nicht entfalten, was sich besonders nach dem Ende des agilolfingischen Herzogtums und dem karolingischen Zugriff auf den Raum im 9. Jahrhundert auswirkte. Das änderte sich erst mit der Übertragung des Königshofs Brixen 901 an den Bischof und der folgenden Verlegung des Bischofssitzes dorthin. Weiterlesen
Beziehungen zum Heiligen Stuhl (19./20. Jahrhundert)
Jörg Zedler
Die guten bayerisch-vatikanischen Beziehungen reichen weit in die Frühe Neuzeit zurück und dürfen auch für die Moderne als weitgehend problemlos gelten. Selbst konfliktreichere Phasen nehmen sich im internationalen Vergleich unkompliziert aus. Die diplomatischen Beziehungen bestanden bis 1934 durchgehend, die im 16. Jahrhundert aufgenommenen konkordatären Bindungen wurden 1817 sowie 1924/25 erneuert und bestehen bis heute. Während im 19. Jahrhundert und in der Weimarer Republik politische Interessen die bayerische Kirchen- und Vatikanpolitik dominierten, traten in bundesrepublikanischer Zeit kirchenrechtliche Aspekte in den Vordergrund. Weiterlesen
Wörth, Reichspflege
Cathrin HermannDie Reichspflege Wörth war ein in staufischer Zeit begründetes Gebiet, das unmittelbar dem Kaiser unterstand. Den Hauptort bildete Mertingen, ein weiteres Verwaltungszentrum war in Donauwörth. Die räumliche Ausdehnung der Reichspflege und die damit verbundenen Rechte unterlagen jedoch Schwankungen. Während ihrer gesamten Existenz war sie von den Interessen unterschiedlicher politischer Kräfte und Herrschaftsbestrebungen bestimmt: Ihre Stellung als Reichsbesitz war schon im Mittelalter umstritten und im weiteren Verlauf wurden die ländlichen Bereiche zunehmend in die Territorien der eigentlichen Lehens- oder Pfandnehmer eingegliedert. Der Stadt Donauwörth gelang es hingegen, sich aus der Reichspflege zu lösen und im 14. Jahrhundert den Status einer Reichsstadt zu erlangen. Dies führte zur Ausbildung zweier getrennter Territorien. Weiterlesen
Wandmalereien aus dem Regensburger Niedermünster (Frühmittelalter)
Anna Skriver
Bemalte Putzfragmente, die während der archäologischen Untersuchung der Regensburger Niedermünsterkirche in den 1960er Jahren geborgen wurden, können in größerer Zahl dem ältesten, nach 700 zu datierenden Kirchenbau zugewiesen werden. Sie bezeugen nördlich der Alpen eine erstaunlich frühe, äußerst qualitätvolle figürliche wie ornamentale Wandmalerei und dokumentieren die kostbare Ausstattung der Kirche, die weithin als agilolfingische Pfalzkapelle gilt. Stil und Ausführung der Malerei weisen nach Italien, wo wohl auch die Künstler ausgebildet wurden. Bezeugt dies bereits enge transalpine Beziehungen, so illustrieren Parallelen zum Tempietto Longobardo in Cividale del Friuli neben der verwandtschaftlichen Nähe zum langobardischen Königshaus auch das königsgleiche Selbstverständnis der bayerischen Herzöge des 8. Jahrhunderts. Weiterlesen
Ansbach, Markgraftum: Territorium und Verwaltung
Reinhard SeybothDas Markgraftum Ansbach umfasste Gebiete, die vor allem im heutigen Mittelfranken lagen. Hinzu kamen Besitzungen im heutigen Unterfranken und in Württembergisch Franken. Das Territorium war nicht geschlossen, sondern durch zahlreiche Enklaven im Besitz von Reichsstädten, des Fürstbistums Eichsätt und des Deutschen Ordens gekennzeichnet. Erstes Verwaltungszentrum war die Cadolzburg, bevor sich Ansbach zur Residenzstadt entwickelte. 1791 fiel das Markgraftum an Preußen, 1806 an Bayern. Weiterlesen